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Multilinguales Wörterbuch

Multilinguales Wörterbuch

Im Folgenden wird das in ClassiX® zugrunde liegende, Objekt orientierte Modell zur DV-technischen Abbildung eines multilingualen Wörterbuchs dargestellt. Zunächst wird ein Überblick über die verwendeten linguistischen Begriffe und deren Zusammenhänge gegeben, um im Anschluss das hieraus entwickelte Datenmodell vorzustellen.

Morpheme

Die Übersicht beginnt mit der kleinsten bedeutungstragenden Einheit einer Sprache, den sogenannten Morphemen. Ein Morphem lässt sich auch als kleinstes semantisch interpretierbares Element eines Wortes bezeichnen, d.h. ein Wort besteht aus ein oder mehreren Morphemen.
Morphem De

Morpheme werden lautlich als phonetische Lautfolgen (in Einheiten eines Lautsystems (Phonetik)), phonologisch als Phonemfolgen (in Einheiten des Sprachsystems (Phonologie)), schriftlich als Graphemfolgen (in Einheiten eines Schriftsystems) realisiert. Diese Laut-, Phonem- oder Graphemsequenzen repräsentieren das Morphem in bestimmten Umgebungen; die Laute, Phoneme und Grapheme selbst tragen keine eigene Bedeutung, sondern haben als Bausteine der Morpheme nur bedeutungsdifferenzierende Funktion.


Worte

Ein Wort oder eine Wortverbindung ist über seine bedeutungstragenden Morpheme (nur) der sprachliche Ausdruck eines Begriffs oder die direkte Bezeichnung eines Begriffs. Während der Begriff die mentale Vorstellung von dem bezeichneten Gegenstand oder Sachverhalt beinhaltet (die Bedeutung), ist die Benennung das sprachliche Zeichen, das auf den gedachten Gegenstand oder Sachverhalt verweist (die Bezeichnung). Sie besteht aus einem  Wort (Einwortbenennung), z. B. Hund (Simplizium) oder Hundehalter (Kompositum), oder einer Wortgruppe (Mehrwortbenennung), z. B. Faradayscher Käfig.

Unter Bedeutung versteht man zum Einen das Wissen über die übliche Verwendung eines Wortes oder Ausdrucks innerhalb einer Sprachgemeinschaft und eines jeweils gegebenen Kontextes. Als Bedeutung wird auch das angesehen, was jemand aufgrund eines Zeichens oder eines sprachlichen Ausdrucks versteht.

Ein Wort kann eine Bedeutung haben (univok) oder mehrere (äquivok). Die Univozität ist die Eineindeutigkeit der Beziehung zwischen Wort (Zeichen) und Bedeutung. Fehlt es an einer Eineindeutigkeit ist ein Wort mehrdeutig (äquivok). Diese Äquivozität im weiteren Sinn ist die nicht eineindeutige Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem. In einem engeren Sinn nennt man äquivok nur Wörter, die gleich lautend, aber bedeutungsverschieden sind.

Word De

 

Die Äquivozität (Mehrdeutigkeit) im weiteren Sinn kommt als Homonymie (Gleichnamigkeit), Synonymie (Gleichsinnigkeit) oder Analogie vor.

Hat ein gleich lautender sprachlicher Ausdruck (Wort, Zeichen) mehrere Bedeutungen (voreindeutige Beziehung) spricht man von einem Homonym (im weiteren Sinn) oder von einem äquivoken Ausdruck (im engeren Sinn) (Beispiel: „Bank“ für Geldinstitut oder Sitzmöbel). Teilweise spricht man von einer Homonymie (Gleichnamigkeit) auch nur dann, wenn die Wortherkunft unterschiedlich ist (Beispiel: „Tau“ für Seil aus dem Niederdeutschen kommend und für feuchten Niederschlag aus dem althochdeutschen tou). Diese Homonymie im engeren Sinn wird dann von der Polysemie (Mehrdeutigkeit eines Wortes bei identischer Wortherkunft) unterschieden (Bsp.: „Pferd“ für Tier und Turngerät).

Synonyme sind unterschiedliche sprachliche Ausdrücke mit gleicher Bedeutung (Beispiele: „Opa“ = „Großvater“; „weißes Pferd“ = „Schimmel“). Die Synonymie ist eine nacheindeutige Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem. Neben diesem Begriff der Synonymie im engeren Sinn wird - etwa im Fall von Synonymiewörterbüchern - auch im Fall von nur sinnverwandten Wörtern von Synonymie (dann im weiteren Sinn) gesprochen.

Strikte Synonymie setzt nicht nur voraus, dass zwei lexikalische Zeichen die gleiche denotative Bedeutung haben, sondern auch, dass sie in allen Kontexten austauschbar sind und in allen Kontexten die gleiche Wirkung haben. Beispiele für strikte Synonymenpaare im Deutschen sind nach allgemeiner Anschauung: Orange – Apfelsine; Streichholz – Zündholz; Couch - Sofa; Hubschrauber - Helikopter.

Ein Homoionym (auch partielles Synonym genannt) wird oft mit dem weit verbreiteten Synonym verwechselt. Homoionym wäre z. B. "Auto" und "Kraftfahrzeug", da es nicht in jedem Kontext austauschbar ist:

Das Gegenteil der Synonymie ist die Antonymie (schön/häßlich; kalt/heiß).

Die Analogie ist ein Spezialfall der Mehrdeutigkeit und „liegt vor, wenn die verschiedenen bezeichneten Gegenstände in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis voneinander stehen oder eine gewisse Gleichheit der Strukturen besitzen".

Ein Homograph oder Homoglyph ist ein Wort aus einer Gruppe von Wörtern, welche alle die gleiche Schreibweise, aber unterschiedliche Bedeutungen und häufig auch eine unterschiedliche Aussprache haben. (Rentier als Tier und als Person). Bei gleicher Aussprache ist es zugleich ein Homophon. /Kälte/Kelte)


Begriffe

Begriffe stehen zueinander in verschiedenartigen Relationen. Der Oberbegriff eines Begriffs wird mit Hyperonym, der Unterbegriff als Hyponym bezeichnet. (Gemüse ist ein Hyperonym von Bohnen, Tomaten ist eine Hyponym von Gemüse). Die Stufigkeit ist dabei beliebig (ein Tier ist ein Hyponym eines Säugetiers, ein Hund ein Hyponym eines Tiers, ein Basset ein Hyponym eines Hundes).

Signification De


Die Thesaurusnormen DIN 1463-1 bzw. das internationale Äquivalent ISO 2788 sehen folgende Relationsarten und dazugehörige Abkürzungen vor:

Kürzel und Bezeichnung
DIN 1463-1 ISO 2788
BF - Benutzt für UF - Used for
BS - Benutze Synonym USE/SYN Use synonym
OB - Oberbegriff BT - Broader term
UB - Unterbegriff NT - Narrower term
VB - Verwandter Begriff RT - Related term
SB - Spitzenbegriff TT - Top term

 

Sprachen

Als Sprache sei hier die aus Wörtern (eines Wortschatzes) bestehende, verbale Kommunikation von Menschen bezeichnet. Ferdinand de Saussure hat Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als zwingende Verbindung von Lautbild (signifiant = das Bezeichnende) und Vorstellung (signifié = das Bezeichnete), also als etwas Mentales gefasst.

Eine Grammatik setzt die Wörter in Beziehung zueinander.

Wörter verschiedener Sprachen können über deren gemeinsame Bedeutung in einen direkten Zusammenhang gebracht werden. Die Wörter dt. „Baum“, engl. „tree“ und span. „árbol“ sind drei verschiedene Wörter mit der gleichen Bedeutung.

Eine geschriebene Sprache repräsentiert eine Sprache mittels eines Schriftsystems.


Schriftsysteme

Die Haupt Schriftsysteme fallen in die 4 Kategorien: Logogramme, Silbenschriften, Alphabete, Lautschriften:
 

  • Logogramme sind Piktogramme, Ideogramme und sonstige abstrakte Symbole, die einem Morphem (d. h. einer eigenen Bedeutung) zugeordnet sind (Chinesische Schriftzeichen)
     
  • Bei einer Silbenschrift werden den Graphemen Lautgruppen (Silben) zugeordnet. Beispiele für Silbenschriften sind die japanischen Kana Schriften.
     
  • Ein Alphabet ist ein phonographisches System: Die Zeichen stehen für Laute, die in der Kombination Wörter ergeben. Im Unterschied zur Silbenschrift stehen die Zeichen des Alphabetes in der Regel für jeweils nur ein Phonem.
  • Bei einer Lautschrift handelt es sich um ein Schriftsystem, das den Zweck hat, die Aussprache von Lauten oder Lautketten wiederzugeben. Lautschriften werden vor allem für das Erlernen von Fremdsprachen eingesetzt. Das bekannteste Beispiel einer Lautschrift ist das Internationale Phonetische Alphabet (IPA), das in den meisten Wörterbüchern verwendet wird.

    Einige Besonderheiten: Im chinesischen Kanji existieren häufig sogar verschiedene, alternative Darstellungsweisen für ein und das selbe Ideogramm. Auch kann ein Zeichen mittels der ON- oder der KUN-Lesung verschieden ausgesprochen werden. In der japanischen Sprache werden gleichzeitig 3 Schriftsysteme eingesetzt: das Kanji (chinesische Schriftzeichen) und die beiden Silbenschriften Hiragana und Katakana.


Das Objekt orientierte Modell in ClassiX®

Die Abstraktion der o.g. Begriffe führt zu folgender Modellierung:
Vocabulary De

Ein Sprache (ein Sprachsystem) zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass es seine graphischen und phonetischen Transkriptionssysteme für die (gesprochenen ) Worte definiert.

Ein Wort definiert sich zunächst in seiner Relation zu einer Sprache und seiner Relation zu einer in dieser Sprache gewählten graphischen Transkription. Im Wort Element ist die graphische Abbildung des gesprochenen Wortes hinterlegt. Ein Wort hat weiterhin N Relationen zu Bedeutungen, die allerdings über Eigenschaftselemente weiter spezifiziert sind.


Die Grammatikregeln

Durch zusätzliche Angaben zu einem Wort - wie Wortart (Substantiv, Verb, Adjektiv, usw.), Numerus (Singular, Plural, Pluraletantum, usw.), Kasus, Genus, usw. werden mittels fest hinterlegter Grammatikregeln für die einzelnen Sprachen die Worte mit allen ihren Eigenschaften automatisiert ausgegeben: bei Substantiven z.B. mit dem bestimmten Artikel, die Singular- und Pluralform, sowie die Deklination.


Die Module

Die in ClassiX® innerhalb des AppsWarehouse® hinterlegten Module bilden die Bausteine für ein komplettes multilinguales Wörterbuch (standardmäßig sind bereits die Sprachen deutsch, englisch, französisch, spanisch, portugiesisch, italienisch, holländisch, schwedisch, dänisch und russisch im Wörterbuch hinterlegt):

Operativer Betrieb